cd-tips |
Hier
gibt’s was auf die Ohren - im übertragenen Sinne, versteht
sich...
Von
Zeit zu Zeit überkommt es unseren "Scheffe"
von jetzt auf nachher. Dann
verbarrikadiert er sich -für niemanden mehr ansprechbar-
in seinen Privatgemächern, wühlt stundenlang mehr oder
minder gezielt in seiner Plattensammlung, fischt "olle
Kamellen" wie "Neuzeitiges"
heraus, nimmt diese Aufnahmen dann unter seine Fittiche
und Lauscher (ob er hierfür sogar ein Grammophon benutzt,
entzieht sich unserer Kenntnis), um hernach völlig erschöpft
wieder im Reigen seiner Geschätzten zu erscheinen. Kurze
Verschnaufpause gönnt er sich und hauptsächlich uns, bevor
er meint, er müsse der ganzen Welt verklickern, ja regelrecht
andächtig vorpredigen, wie überaus bemerkens- und gleichsam
anhörenswert er die weiland im Schweiße seiner bescheidenen
finanziellen Verhältnisse erstandenen Tonträger selbst
heute noch findet. Zustimmend
nickend, lassen wir ihn gewähren, notieren brav seine
Lobpreisungen im Stenographenstil und lassen letztlich
Sie, die Leserinnen und Leser entscheiden, ob Sie die
ausgesuchten Langrillen (sei es in digitaler oder analoger
Natur) für ebenso imposant halten wie unser "Häuptling
großes Zett".
Wer’s
nicht gar so antiquarisch mag, dem böte sich alternativ
unser Vorstellungsteil an, worin Sie Auskünfte zu CD-Erscheinungen
jüngeren Datums erhalten - sprich: was demnächst neu am
Markt sein wird bzw. seit kurzem dort erhältlich ist. Das
weckt Ihr Interesse doch weitaus mehr, oder?
Ungeachtet
dessen, welchen Part dieser Seite Sie nun bevorzugen:
Wir haben es Ihnen und uns erspart, aus dieser Rubrik
eine Allwissenheits-Litanei werden zu lassen, wo pseudo-intellektuelle
Möchtegern-Musikwissenschaftler großspurig bzw. hochgeistig
ihren Sermon abgeben und dabei einen wesentlichen Faktor
völlig übersehen: Musik muß Spaß machen - sonst gar nichts!!! Wir
sind gewiß nicht unkritisch. Dennoch ist uns "Fachblatt-Journalismus"
zuwider; den überlassen wir den Kollegen der Feuilleton-Redaktionen.
Und
nun viel Vergnügen...
Hör-Tips
(...was “letztens” erschien...):
Getreu der Devise “Never change a winning team!”
Hör-Tips
(...oder: Zetts kleiner “Audio-Almanach”...):
The Alarm | “Change.” (IRS Records / EMI)
Mal
abgesehen vom Live-Mitschnitt der "BBC Transcription...
"-Serie (1986), war dies Ende der Achtziger wohl
das herausragendste Album der vier Waliser; nicht zuletzt
wegen der frappierenden Ähnlichkeit zu U2 (denn die waren
zu "Joshua Tree"-Zeiten ja noch so richtig klasse!)
sowie eingängigen und textlich gehaltvollen Songs wie
"Devolution Workin‘ Man Blues", "Sold Me
Down The River" oder "A New South Wales".
Schade
nur, daß die Band hernach weitestgehend in der Versenkung
verschwand.
The Brandos | “Contribution - The Best Of 1985-1999” (SPV Recordings /
spv)
Ähnlich
wie die Insulaner von The Alarm und U2 wartete auch das
Quartett aus New York mit Gitarren-Rock-Nummern erster
Güte auf. Allerdings blieb ihnen bedauerlicherweise der
große Durchbruch stets verwehrt, dabei waren Nummern wie
"Hallowed Ground", "Gettysburg", "Gunfire
At Mignight" oder der Titeltrack "Contribution"
regelrechte Abgeh’N’Mitsing-Hymnen.
Roger
Cicero | “Männersachen” (Starwatch Music / WMG) Und
in puncto Frechheit ist Cicero quasi das männliche Pendant
zu Annett Louisan. Was nicht von ungefähr kommt - sie
haben schließlich den gleichen Texteschreiber...
Ein
Mann. Eine Gitarre. Eine unglaubliche Stimme. Mal rockig,
mal balladesk und 10 Tracks, die einem samt und sonders
im Ohr hängen bleiben. Aber
wieder so ein Kandidat, der Anfang der Neunziger zwar
in den Staaten für etwas Aufmerksamkeit sorgte, nach dem
jedoch im Land der Dichter und Denker kein Hahn krähte...
Count Basic | “Trust Your Instincts” (Spray Rec. / BMG)
Hätte
mir einer erzählt, daß ich mir jemals ein "Acid-Jazz"-Album
zulegen und auch noch ausnahmslos jeden Track davon mögen
würde, ich hätte denjenigen verständnislos für völlig
meschugge erklärt. Und daß mich ausgerechnet zwei Metal-Koryphäen
wie Chris Boltendahl (Grave Digger) und Axel Ritt (Domain)
zum Konzert einer solchen Band schleppen und somit für
diese Musik begeistern würden, hätte ich für noch unwahrscheinlicher,
ja geradezu absurd gehalten. Daran
sieht man aber, daß das Leben stets Überraschungen in
petto hat und Scheuklappendenken keineswegs sinnvoll ist. Was
der Österreicher Peter Legat (Gui.) und hauptsächlich
Sängerin Kelli Sae hier präsentieren, hat zudem auch unglaublich
viel Seele - also den Soul gewissermaßen gepachtet.
die
Crackers | “Sex & Gex & Rock & Roll - ihre
16 Hitz” (Ahorn Tonträger / Ja/Nein Musikverlag)
Lange
bevor allseits beliebte Musikkabarettisten wie J.B.O.
auf der Bildfläche erschienen und ehe die Rodgau Monotones
zu Langweilern mutierten, beglückte eine Kapelle aus der
Rentner- und Landeshauptstadt Wiesbaden landauf, landab
das mitsingfreudige Volk mit so unterhaltsam-provokantem
Liedgut wie "Klassenfahrt zum Titisee", "Pornokino",
"Phonhaus" oder "Herr Kardinal, ham sie
schon mal? ". Musikalisch
irgendwo zwischen Deep Purple und den Stones, textlich
immer eine gehörige Portion Augenzwinkern parat und live
um keinen Gag bzw. nie um Schlagfertigkeit verlegen, führte
die "Happy Metal Band" zwischen 1981 und 1985
schon einen kleinen Triumphzug durch die Clubs, Hallen
und Open-Airs im Südwesten Deutschlands; ihre Platten
"BRDigung", "Kamikaz" oder "besser
küssen" standen überall dort im heimischen Regal,
wo man nicht gerade auf die abebbende Zeigefinger-Mentalität
der deutschsprachigen Müsli-Rocker stand; und die NDW
war als solches noch gar nicht definiert. Ihre
beliebtesten Nummern wurden Jahre später auf diesem Album
vereint.
Elli
| “Moving On” (Seven Days Music / Sony BMG)
Der
ehemalige Triumph-Sänger auf Solo-Pfaden. Zwischen 1990
und 1995 nahm Emmet die drei wunderbaren Alben "Absolutely",
"Ipso Facto" und "The Spiral Notebook"
auf, die musikalisch einerseits sehr anspruchsvoll sind
und zum anderen mit absolut radiotauglichen Nummern wie
bspw. der Hammerballade "When A Heart Breaks"
(aus "Absolutely") aufwarten. Ob
die Alben nur in Kanada und Amiland, oder auch in Europa
veröffentlicht wurden, entzieht sich gegenwärtig meiner
Kenntnis - probieren geht aber bekanntlich über studieren.
Also den CD-Dealer Ihres Vertrauens konsultieren oder
das www bemühen.
4
Your Soul | “4 Your Soul” (EMI Electrola) Unbestritten
ist Mannheims Sohn Nummer Eins allerdings ein fleißiger
Bursche, der neben seiner Sologeschichte und den "Söhnen"
auch immer wieder gerne bei anderen Projekten mitmischt.
Ob es nun "Zeichen der Zeit" sind, bei denen
er mitsingt oder das wunderbare German-Allstar-Projekt
"Selma - In Sehnsucht eingehüllt", bei dem er
im Reigen mit Volkan Baydar (Orange Blue), Stefanie Kloß
(Silbermond), Hartmut Engler (PUR), Thomas D. (Fanta 4),
Reinhard Mey, Joy Denalane, Yvonne Catterfeld, Sarah Connor,
Ute Lemper, Jasmin Tabatabai, Inga Humpe und dem World
Quintet ein Gedichtband der im KZ verstorbenen Selma Meerbaum-Eisinger
zu Musik werden ließ. Oder eben jenem 4 Your Soul-Schmankerl,
auf dem er 2001 u.a. gemeinsame Sache mit Edo Zanki, Tommy
Baldu (ex-Six Was Nine), Joo Kraus, Vonda Shepard bzw.
Luciano macht und auf welchem sich die Truppe einiger
Klassiker von Eric Clapton über Kansas bis hin zu Paul
Simon bzw. James Taylor ebenso annimmt wie auch eigene
Songs verfaßte, die -nomen est omen- sehr viel Seele besitzen.
Gerade
mal vier Stücke befinden sich auf diesem Album, und wer
nicht im Nachhinein in den Besitz der CD-Version gelangte,
mußte heute noch notgedrungen inmitten des Hörgenusses
sein Vinyl wenden. Tja,
liebe Jungleser, Konzeptalben, Stücke mit einer Spielzeit
von 10-20 Minuten sowie Rhythmus- und Tempiwechsel waren
anno dunnemols nicht das Privileg von britischen Bands
wie Genesis, bzw. deren späteren Epigonen namens Marillion,
Pendragon oder Dream Theater und wie sie alle heißen. Nein,
in den Siebzigern gab es auch Bands aus Deutschland, die
zunächst englischsprachig, späterhin sogar auf deutsch
sogenannten Art-Rock machten; allen voran Grobschnitt
und dieses 1977 entstandene Werk. Und
erfolgreich waren sie ebenfalls, denn ausverkaufte Hallen
waren keine Seltenheit. Da konnten es sich Grobschnitt
auch getrost erlauben, partout nicht in Bayern aufzutreten,
alldieweil ihnen das politische Treiben im Freistaat zuwider
war.
Groove
Guerrilla | “One Man Show” (BATB / Sony BMG) Sollte
man die Musik der GG-Crew partout in eine Schublade stecken
wollen, dann müßte diese wohl großräumig sein. Nu Soul
trifft auf R&B-Sounds, die sich gerne auch mal in
die Nähe von HipHop-Grooves bewegen und immer eine gehörige
Portion Funk besitzen. Und über allem -ohne jetzt jemanden
aus der Band hervorheben zu wollen, da alle Bandmitglieder
ihr Handwerk verstehen!- thront indes die Stimme von Nicole
Hadfield, die ursprünglich aus Swaziland (Südafrika) stammt
und ihrer Heimat mit dem Song "Swazinities"
auch eine kleine Reminiszenz erwiesen hat; eine unglaublich
schöne, teils nachdenklich stimmende Liebeserklärung.
Ähnlich gefühlvoll und einem fesselnd übrigens auch die
Schlußnummer "Blinded Love" (wobei mich der
darin anschließende Hiddentrack jetzt nicht soooo umhaut,
obschon er die stimmliche Qualität und die damit verbundene
Leidenschaft von "Naughty Nikki" abermals auf
imposante Weise zum Ausdruck bringt). Tja, und wer die
Ehre hatte wie ich, diese überaus sympathische Truppe
schon mehrfach live zu erleben, der freut sich natürlich
auch auf das oben erwähnte "Miss Thing" ebenso
wie auf "My Philosophy" und natürlich den genialen
Opening- und Titel-Track "One Man Show”. Wobei es,
wie gesagt, weder eine One Man-, noch eine One Woman-Show
ist. Sondern das gemeinschaftlich erworbene "Sehr
gut” eines außergewöhnlichen Leistungskurses namens Groove
Guerrilla. Wozu
aber? Vergleiche hinken letztlich immer. Dienen allenfalls
als Groborientierung - und das ist auch gut so. Beth Hart
schwitzt, rockt, röhrt und zugleich rührt, umgarnt, betört
sie einem förmlich. Da ist es unerheblich, ob im Hintergrund
lediglich ein rollendes Piano, countryeske Fiddle- und
Akkordeonklänge oder ein rotzendes Gitarrenbrett zu vernehmen
sind. Leidet sie, leidet man mit. Ist sie euphorisch,
zieht sie einem in ihren Bann. "Unterhält" sie,
hört man ihr unweigerlich aufmerksam zu. Authentizität
heißt das Schlagwort. Und diese genießt Beth Hart wahrhaftig. Womit
wir wieder -Achtung! Ringschluß- bei Janis Joplin wären...
Hach
ja, da werden früheste Erinnerungen wach. War dies doch
die erste LP (vom "Räuber Hotzenplotz" mal abgesehen),
die mir mein Erzeugerpärchen vermachte; eher unfreiwillig,
versteht sich. Da stahl ich mich nämlich oft und gerne
an Daddys Plattenschrank, holte vorsichtig diese Langrille
raus und legte sie ebenso behutsam auf den Spieler, ehe
dann diese wundervolle Stimme sowie das fabelhaft-einfühlsame
Gitarrenspiel von James Taylor erklangen, was einem förmlich
in die Knie zwang (oder wenigstens zum gemütlichen Abhängen
auf der Couch). Anbetenswert war das damals und hingebungsvoll
lausche ich auch heute noch. Und
obwohl "Tapestry" vor ein paar Jahren in digitaler
Form erschien, so gehört dieses Album zweifelsfrei zu
jenen Hörgenüssen, die erst durch das dezente Knacken
im Hintergrund voll zur Geltung kommen, welches einem
nur das gute alte Vinyl offenbart.
Claudia
Koreck | “Fliang” (Lawine / Sony BMG)
Der
Schein trügt: so "bööööse" der Name auch klingen
mag, die Mucke erinnert dann doch eher an die guten alten
Thin Lizzy. Doppelgitarrenläufe,
die leicht kehlige Rockstimme von John Bush (den übrigens
Metallica mehrfach anwerben wollten), ein solides Rhythmusgespann
und die einfache, aber zugleich geniale Melodieführung
ließen diesen legitimen Nachfolger der leider ebenfalls
kaum von Erfolg gekrönten Armored Saint bedauerlicherweise
nur kurz und mit diesem einen Album von 1995 am Hardrock-Himmel
erblitzen. Daran konnte leider auch die Tatsache nichts
ändern, daß Roy Z. (Bruce Dickinson, Tribe Of Gypsies
u.a.) für die Produktion verantwortlich zeichnete.
The
Mannheim Uroband | “Goldfinger” + “Autsch!” (May Records)
"Sache‘
gäbt’s, die gäbt’s gar net...! ", urteilt der Volksmund,
wenn man ihn mit diesen Schreiben konfrontiert. Stefan
Raab zum Beispiel nannte die 5 waschechten Mediziner als
"Finger im Darm der deutschen Musikkultur" und
Herbert Feuerstein attestierte "Endlich Musiker,
die von Tuten und Blasen wenigstens zu 50% Ahnung haben!
" Ob
als Schlager-Tralala, ob Hip-Hop, ob Techno-Beatz, lateinamerikanische
Rhythmen oder die unerbittliche Rockkante - die Urologen
verballhornen schonungslos so ziemlich alles, was ihnen
ihr im Berufsalltag unterkommt: "Privatpatient",
"Spirale", "Big Balls", "Ausfluß"
oder den "Zivi im OP", denn "Dann fließt
Blut". Und
obschon die Herren Doktoren nicht bloß am OP-, sondern
auch am musikalischen Instrumentarium nichts anbrennen
lassen, ließen sie sich während der Aufnahmen von namhaften
Musikerkollegen aus dem Rhein-Main-Gebiet wie Alex Auer
(ex-Shyboy), Mikki Byron (ex-SNAP, The Stroke u.a.), Ray
Lewin (The Stroke), Christian Schimanski (ex-Hobo) oder
Stephan Zobeley (Herbert Grönemeyer) unterstützen, was
der ganzen Angelegenheit letztlich noch einen stilistisch
ausgewogeneren Touch einverleibte. Spaßig
und unterhaltsam jedenfalls - nicht bloß beim Ärzteball...
Man Doki | “People In Room No. 8” (Polygram / Polystar)
Wie
viele Male es der ehemalige Dschingis Khan-Mann Leslie
Mandoki zwischenzeitlich fertig brachte, das Who-is-who
der internationalen Musikbühnen im Studio zu vereinen,
ist mir leider nicht gegenwärtig. Aber
für das, was diese Allstar-Band alleine auf diesem Album
von 1997 zuwege brachte, ist dies letzten Endes wohl auch
unerheblich. Vor allem, wenn man bedenkt, wie schnell
hierzulande ja beim Anblick mancher Namen, sogleich Schubladen
geöffnet und oft mit Abfälligkeit, Hohn und Spott oder
andererseits gleichsam mit völlig überzogener Lobhudelei
reagiert wird. Umso schöner, daß sich hier Namen vereinen,
die man niemals bei gemeinsamen Projekten vermutet hätte,
wie u.a. Ian Anderson (Fleetwood Mac), David Clayton-Thomas
(Blood Sweat & Tears), Bobby Kimball (Toto), Chaka
Khan, Joshua Kadison, Nik Kershaw, Peter Maffay, Al di
Meola, Steve Lukather (Toto u.a.), Mike Stern, Victor
Bailey, Bill Evans.
Shyboy | “Best Of Wild Thing” (DSB / Ideal)
Gemeinhin
gelten Living Colour oder Scäm Luiz als Pioniere dessen,
woraus später der Crossover wurde. Also jenes heftigen
Rocks, der mit noch heftigerem Funk gewürzt wurde. Aber
ganz abgesehen davon, daß Mother’s Finest wohl noch eine
Ecke eher mit jener Stilrichtung hantierten, gab es auch
im Rhein-Neckar-Delta drei Herrschaften, die Anfang der
Neunziger mit einem Album aufwarteten, welches der hoch
geschätzte Journalisten-Kollege Mike Seifert schlichtweg
mit "Der zu Ton gewordene Fick!" rezensierte.
Volltreffer! Denn
was Alex Auer (Voc. & Gui.), Hans Mappes (Baß) und
Maik Hahn (Drums) hier über eine Gesamtspielzeit von 62
Minuten abliefern, ist auch nach über 10 Jahren noch ein
Segen für die Ohren und eine unvergleichliche Bereicherung
einer jeden Plattensammlung.
Snailshouse
| “Live aus Saarbrücken” (S4-music / Eigenvertrieb) Jedenfalls
brauchen sich die "Schneckenhäusler" ihrer Gefolgschaft
beileibe nicht zu schämen. Immerhin zieht die Band nach
wie vor scharenweise Leute zu Konzerten - weg aus den
Zappelhallen, runter von der Couch und "rekrutiert"
aus ALLEN Altersschichten. "Unterwegs im Namen unverfälschter
Live-Mucke!" sozusagen. Das muß ihnen erst mal einer
dieser Nörgler nachmachen!!! Ein
weiteres Indiz für die zweifellos vorhandene "Erwachsenenkompatibilität"
von Snailshouse ist deren im April 2005 veröffentlichte
Langrille "Live aus Saarbrücken". Ein über einstündiges
Ton-, ja gewissermaßen Zeitabschnittsdokument der Schaffensphasen
des quirligen und umtriebigen Quartetts. Roh und ohne
Nachbearbeitung mitgeschnitten bei einer "Stromlos-Session",
gemeinsam mit lieben Freunden und musikalischen Gästen
an Stimme (Marek Cwiertnia), Geige (Elisabeth Pütz), Percussion
(Bene Neuner) bzw. Saxophon (Kiki Schumacher) bei einem
Sondergastspiel, ausgerichtet vom Saarländischen Rundfunk
in der "Bel étage" der Saarbrücker Spielbank.
Und der Clou: Beabsichtigt war die Aufnahme zum Zwecke
einer CD-Veröffentlichung eigentlich nicht. Was jedoch
keineswegs ein Nachteil war, wie sich hinterher herausstellte.
Denn umso freier und frischer klingt das Endprodukt und
die Titelauswahl zeigt, wie erwähnt, einen wunderbaren
Querschnitt der zehnjährigen Bandgeschichte. Da hagelt
es im Text des Openers "Irgendwo im Radio" Reminiszenz
an all jene Künstler und Songautoren, deren Stücke die
Welt zwar kennt, deren Gesicht einem aber zumeist verborgen
bleibt. Und natürlich besinnen sich Snailshouse mit ihrer
Version des Laith Al-Deen-Hits "Bilder von Dir"
einerseits auf ihrer Coververgangenheit, verbeugen sich
aber zugleich vor einem Kollegen, der wie sie lange und
hart für den Erfolg gearbeitet hat und dennoch sehr natürlich
und "volksnah" geblieben ist. Bunt gemischt
dann der Rest der CD: Neben Altbekanntem wie "Sonne
und Mond" und "So wie der Wind" eben auch
neue Stücke, wie die spitzbübische Verehrung einer gewissen
"Lila". Doch
genug der Worte: Während andere gerne von Authentizität
und Ausgewogenheit sprechen - Günni Stöckel, Timo Holstein,
Peter Klein & Andy Klein setzen dies einfach in die
Tat um. Zum Beispiel auf diesem überaus empfehlenswerten
Album, das für schlappe 12,- Ömmes erhältlich ist (Snailshouse.de). Kein
Wunder also, daß Snailshouse 2005 auch noch im Hinblick
auf ihre Livepräsenz mit der einen oder anderen "Überraschung"
aufwarten werden. Fix sind nämlich jetzt schon gemeinsame
Konzerte mit Silbermond (21.05.), Chris Norman (28.05.),
Juli (11.06.), Kate Hall, Christina Stürmer, The BossHoss,
Tokio Hotel u.a. am 22.07. bzw. mit Yvonne Catterfeld
am 13.08. Da sag noch mal einer was von wegen... Aber
lassen wir das.
R.S.
- ehemals Landauer ”Bub”, der auszog, um Musik zu leben.
Nach Stationen wie Mannem Soul oder Partners In Crime,
feierte er zusammen mit Edo Zanki (”Gib mir Musik”) erste
Erfolge, wurde an der Seite von Xavier Naidoo ein Sohn
Mannheims und schrieb für andere (z.B. für Snailshouse
”Sonne und Mond” oder Marlon ”Lieber Gott”). Jetzt
legt er ein wunderschönes Album vor, das auf eindrucksvolle
Art und Weise Stimmungen, Höhen und Tiefen eines bewegten
(Musiker-)Lebens widerspiegelt. Ganz unprätentiös, völlig
ohne platte ”street credibility” bzw. sonstigem Möchtegern-Rock’N’Roll-Schmonz
oder gar besserwisserischer Betroffenheitslyrik. Erwachsen
irgendwie. Dennoch innerlich ”Kind” bleibend und -nomen
est omen- auch mal leicht trotzig-wütend aufstampfend
und den Wunsch nach Besserung hegend. Gut
gemacht, Rolf. Weiter so! [zB]
Als
der Rummel um Dream Theater, DAS Aushängeschild des härteren
Prog.-Rock, gerade noch in den Kinderschuhen steckte,
produzierte das Trio aus der Bay-Area bereits 1991 dieses
vor lauter Musikalität gepaart mit unglaublicher Melodiösität
und einer enormen Kraft strotzende Album. Und
keiner aus unserem illustren Bekanntenkreis hätte je gemutmaßt,
daß dieses Stück "Edel-Metall" schneller wieder
in der Versenkung verschwinden würde, als es in den CD-Regalen
erschienen war. Danach noch an ein Exemplar dieser Scheibe
zu gelangen glich wahrlich einem Kraftakt und auswegloser
Bemühungen - wo man auch nachfragte, keiner konnte einem
brauchbare Informationen liefern. Und
so war mein Tag mehr als gerettet, als ich auf einer Plattenbörse
zwischen all den schwachsinnigen und drittklassigen Schlageraffen
per Zufall dieses in tadellosem Zustand befindliche Silber-Rund
raus angelte, und der Verkäufer (in Nichtkenntnis, welches
Juwel er da besaß) lächerliche 1,50 DM verlangte. Seinerzeit
war der Begriff "Power-Pop mit Geige" noch nicht
kreiert, aber Wet Desert überraschten mich auf äußerst
angenehme Weise exakt mit dieser Art von Musik. Einem
Stilmix, der eine gewisse Verwandtschaft zu Runrig nicht
leugnen kann, zumal er eben diese irischen Reels besitzt.
Multiinstrumentalist Benji Rusch, den die Band bei jenem
Konzert im August 2000 verabschiedete, und vor allem das
markante Geigenspiel von Ralf Huba, der bei ausnahmslos
jedem Konzert zum nimmersatten Wirbelwind mutiert, der
lauf- und teils kletterfreudig den kompletten Konzertsaal
für sich beansprucht (Bühnen sind ihm scheint’s zu klein),
waren und sind prägend für den Sound der Kaiserslautrer
Band. Nicht zu vergessen Sascha Kleinophorst, dessen glasklare
und kraftvolle Stimme wohl als weiteres Markenzeichen
Wet Deserts gewertet werden darf; ganz abgesehen davon,
daß er zu den wenigen Frontleuten gehört, die es gekonnt
verstehen, ihr Publikum nicht mittels billiger Anmachsprüche
oder eingeübter Standartanimation mitzureißen, sondern
statt dessen stets mit kleinen Anekdoten, Schlagfertigkeit
und sehr viel Witz und Sympathie aufwarten. Doch
bereits am Vorgängeralbum "Intensive Care" schieden
sich die Geister, als Herr Williams nicht mehr pflichtgemäß
sein kommerzielles Soll erfüllte, sondern zur musikalischen
Kür ausholte. Getrennt von seinem einstigen "Macher"
Guy Chambers, widmete er sich nunmehr jener Art von Songwriting,
die ihm wohl schon seit längerem auf der (Musiker)seele
brannte. Konsequent führt er dieses Ansinnen nun auf "Rudebox"
fort, und kassiert -wie sollte es hierzulande auch anders
sein- mächtig Prügel seitens der scheuklappenblinden Presserezensenten. Hätten
die aber wiederum ihre Hausaufgaben richtig gemacht, und
sich beispielsweise mal Robbies Biographie zu Gemüte geführt,
wüßten sie, daß dieser Knabe schon lange in einem Zwiespalt
lebt, der ihn zwar einerseits nach Erfolg und Massenkompatibilität
streben läßt, aber er dies andererseits als eine große
Last empfindet. Und sie hätten zudem erfahren, daß ein
Robbie Williams musikalisch alles andere sein will als
ein Einheitsbreifabrikant der stets auf "Nummer sicher"
geht - schon gar nicht unter den Fittichen eines Guy Chambers
(dessen Leistungen -das sei hier betont!- überaus anerkennenswert
sind. Man höre bei Gelegenheit nur mal in das Album "Irish
Son" von ex-Westlife-Sänger Brian McFadden). Lange
Rede, kurzer Sinn: Robbie Williams hat sich mit "Rudebox"
auf Schienen begeben, das ihm seine Kritiker als Vorbereitung
fürs Abstellgleis prophezeien mögen und das womöglich
dazu führen wird, daß ihm viele "Fans" irritiert
den Rücken kehren werden. Wahre
Musikliebhaber werden auf "Rudebox" andererseits
feststellen, daß dieser Bursche weit mehr in petto hat
als bisher vielleicht angenommen. Natürlich ist diese
Scheibe keine "leichte Kost", die auf Anhieb
ins Ohr und/oder Tanzbein geht und es in Sachen Mitsingerei
relativ beschwerlich macht. Aber wozu das? Es gibt doch
inzwischen wieder Take That. Sollen die das doch übernehmen... Und
zudem: Unberechenbar war RW schon immer. Also dürfen wir
weiterhin gespannt sein, womit er uns in naher (oder auch
ferner) Zukunft beglücken wird. Der nächste vermeintliche
Coup (man munkelt eine musikalische Liaison mit Abba)
scheint ja schon in den Startlöchern zu stehen...
Stand:
Januar 2012
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