cd-tips

Hier gibt’s was auf die Ohren - im übertragenen Sinne, versteht sich...

 

Von Zeit zu Zeit überkommt es unseren "Scheffe" von jetzt auf nachher.

Dann verbarrikadiert er sich -für niemanden mehr ansprechbar- in seinen Privatgemächern, wühlt stundenlang mehr oder minder gezielt in seiner Plattensammlung, fischt "olle Kamellen" wie  "Neuzeitiges" heraus, nimmt diese Aufnahmen dann unter seine Fittiche und Lauscher (ob er hierfür sogar ein Grammophon benutzt, entzieht sich unserer Kenntnis), um hernach völlig erschöpft wieder im Reigen seiner Geschätzten zu erscheinen. Kurze Verschnaufpause gönnt er sich und hauptsächlich uns, bevor er meint, er müsse der ganzen Welt verklickern, ja regelrecht andächtig vorpredigen, wie überaus bemerkens- und gleichsam anhörenswert er die weiland im Schweiße seiner bescheidenen finanziellen Verhältnisse erstandenen Tonträger selbst heute noch findet.

Zustimmend nickend, lassen wir ihn gewähren, notieren brav seine Lobpreisungen im Stenographenstil und lassen letztlich Sie, die Leserinnen und Leser entscheiden, ob Sie die ausgesuchten Langrillen (sei es in digitaler oder analoger Natur) für ebenso imposant halten wie unser "Häuptling großes Zett".

 

Wer’s nicht gar so antiquarisch mag, dem böte sich alternativ unser Vorstellungsteil an, worin Sie Auskünfte zu CD-Erscheinungen jüngeren Datums erhalten - sprich: was demnächst neu am Markt sein wird bzw. seit kurzem dort erhältlich ist.

Das weckt Ihr Interesse doch weitaus mehr, oder?

 

Ungeachtet dessen, welchen Part dieser Seite Sie nun bevorzugen: Wir haben es Ihnen und uns erspart, aus dieser Rubrik eine Allwissenheits-Litanei werden zu lassen, wo pseudo-intellektuelle Möchtegern-Musikwissenschaftler großspurig bzw. hochgeistig ihren Sermon abgeben und dabei einen wesentlichen Faktor völlig übersehen: Musik muß Spaß machen - sonst gar nichts!!!

Wir sind gewiß nicht unkritisch. Dennoch ist uns "Fachblatt-Journalismus" zuwider; den überlassen wir den Kollegen der Feuilleton-Redaktionen.

 

Und nun viel Vergnügen...

 

 

 

 

Hör-Tips (...was “letztens” erschien...):



Elli | “Human” (1773 Records / Sony Music Entertainment)

Irgendwie ist es wie heimkommen...plus “Zusatzzahl”. Denn vergleicht man dieses Album mit seinem Vorgänger “Moving On”, dann erschleicht einem zwar zunächst eine gewisse Vertrautheit, zusehends entdeckt man jedoch Neues. Abermals begab sich Elli fürs Stückeschreiben in die ihr mittlerweile “vertraute Umgebung” von Alabama - ihrem musikalischen Zweitwohnsitz quasi. Und natürlich merkt man diese Einflüsse wieder ganz deutlich.

Getreu der Devise “Never change a winning team!”
[zB]


Shinedown | “The Sound Of Madness” (Atlantic / WEA)

Während der bundesrepublikanische Durchschnittshörer gerne annimmt, das Maß allen nordamerikanischen Rockgeschehens der Neuzeit seien noch immer Nickelback, obwohl die ja mit "Dark Horse" ein für ihre Verhältnisse eher mittelmäßiges bis unterdurchschnittliches Album abgeliefert haben, importiert der aufmerksame US- bzw. Kanada-Urlauber mit Shinedown längst eine adäquate Kante deftigen Rocks, die auf dem neuen Album auch etliches an massenkompatiblem Songmaterial ("Second Chance", "If You Only Know" oder "Breaking Inside" wären potentielle Hit-Singles für mich) anzubieten hat.
Wer sich also mal wieder anständig die Gehörgänge putzen lassen will, um sich dann spätestens im Finale eine Hammer-Piano-Ballade wie "Call Me" einzuverleiben, der sollte schleunigst seinen Plattenhändler konsultieren.
[zB]


Wagner Love | “Everything About” (Capitol / EMI)

Groovy Funk-Bands in guter alter 70er-Disco-Manier prägen ja nicht gerade das alltägliche Bild der deutschen Musiklandschaft. Erst recht keine, denen man auf Grund ihres Sounds, irrtümlich eine amerikanische Herkunft zusprechen würde. Schön, daß es Wagner Love gibt. Denen hätte ich allenfalls "Inselstatus" gewährt, wäre aber keinesfalls auf die Idee gekommen, daß die Band ausgerechnet aus Hessen stammt. Freue mich deshalb umso mehr, daß nach dem leider nur kurzlebigen Aufflackern der Scissor Sisters (die zugegebenermaßen e.x.t.r.e.m. süßlich klangen), die Rückkehr der Spiegel-Kugel gesichert zu sein scheint. R.E.S.P.E.C.T.
[zB]


menschenskinder | “Neue Generation” (Freie Liebe / UMG)

Was geschieht, wenn 12 Individualisten, also 12 Köpfe voller musikalischer Ideen aufeinander treffen? Kann daraus ein Album entstehen, mit dem sich letztlich jeder der Beteiligten vollends identifizieren kann, ohne großartige persönliche Einbußen hinnehmen zu müssen?
Keine Ahnung!
Beim Musiker-Konsortium menschenskinder hat man jedenfalls den Eindruck, das "Experiment" sei für alle zufriedenstellend gelungen. Klingt ihr Album-Debut doch alles in allem wie aus einem Guß, obwohl beim Stückeschreiben weder eine Bettina Schelker, noch ein Boris Böhringer, noch eine Elli Erl oder ein Fabian Harloff auf ihre "Handschrift" verzichten mußten. Oder liegt es daran, daß mit den "musikalischen Direktoren" Günni Stöckel und Peter Klein ein langjährig miteinander verwachsenes, erfahrenes Team für den Feinschliff verantwortlich zeichnet?
[zB]


Maybebop | “Superheld” (Capitol / EMI)

Wer sich lange und intensiv genug mit Musik befaßt, für den genießen Überraschungen eigentlich eher Seltenheitswert. Was natürlich nicht bedeutet, daß es sie nicht dennoch gäbe. Lediglich unter gelegentlicher Zuhilfenahme von Beatboxing, interpretiert das A-capella-Quartett von Cindy & Bert, über Rammstein, Annett Louisan oder Klaus Lage bis zu den Fantastischen Vier einiges von dem, was der deutschsprachigen Musikgeschichte heilig ist. Gründlich durchdachte, offenbar an den Textinhalten ausgerichtete Arrangements (teils sogar treffender als beim Original) sowie eigene Stücke voller Sprachwitz geben dem Album die besondere Note. Bleibt letztlich nur zu hoffen, daß Maybebop ähnlich hohe Aufmerksamkeit erwecken wie ihre eher komödiantische "Verwandschaft" namens Basta bzw. Wise Guys
[zB]



 

Hör-Tips (...oder: Zetts kleiner “Audio-Almanach”...):

 

 

The Alarm | “Change.” (IRS Records / EMI)

 

Mal abgesehen vom Live-Mitschnitt der "BBC Transcription... "-Serie (1986), war dies Ende der Achtziger wohl das herausragendste Album der vier Waliser; nicht zuletzt wegen der frappierenden Ähnlichkeit zu U2 (denn die waren zu "Joshua Tree"-Zeiten ja noch so richtig klasse!) sowie eingängigen und textlich gehaltvollen Songs wie "Devolution Workin‘ Man Blues", "Sold Me Down The River" oder "A New South Wales".

Schade nur, daß die Band hernach weitestgehend in der Versenkung verschwand.
[zB]

 

 

The Brandos | “Contribution - The Best Of 1985-1999” (SPV Recordings / spv)

 

Ähnlich wie die Insulaner von The Alarm und U2 wartete auch das Quartett aus New York mit Gitarren-Rock-Nummern erster Güte auf. Allerdings blieb ihnen bedauerlicherweise der große Durchbruch stets verwehrt, dabei waren Nummern wie "Hallowed Ground", "Gettysburg", "Gunfire At Mignight" oder der Titeltrack "Contribution" regelrechte Abgeh’N’Mitsing-Hymnen.
[zB]

 

 

Roger Cicero | “Männersachen” (Starwatch Music / WMG)

Wer auf Sounds in poppig-swingiger Aufmachung à la Michael Bublé steht, gepaart mit witzigen, deutschen Texten (Götz Alsmann läßt grüßen), dürfte an Ciceros augenzwinkernden Songs seine helle Freude haben.

Und in puncto Frechheit ist Cicero quasi das männliche Pendant zu Annett Louisan. Was nicht von ungefähr kommt - sie haben schließlich den gleichen Texteschreiber...
[zB]


Jude Cole | “A View From 3rd Street” (reprise / WEA)

 

Ein Mann. Eine Gitarre. Eine unglaubliche Stimme. Mal rockig, mal balladesk und 10 Tracks, die einem samt und sonders im Ohr hängen bleiben.

Aber wieder so ein Kandidat, der Anfang der Neunziger zwar in den Staaten für etwas Aufmerksamkeit sorgte, nach dem jedoch im Land der Dichter und Denker kein Hahn krähte...
[zB]

 

 

Count Basic | “Trust Your Instincts” (Spray Rec. / BMG)

 

Hätte mir einer erzählt, daß ich mir jemals ein "Acid-Jazz"-Album zulegen und auch noch ausnahmslos jeden Track davon mögen würde, ich hätte denjenigen verständnislos für völlig meschugge erklärt. Und daß mich ausgerechnet zwei Metal-Koryphäen wie Chris Boltendahl (Grave Digger) und Axel Ritt (Domain) zum Konzert einer solchen Band schleppen und somit für diese Musik begeistern würden, hätte ich für noch unwahrscheinlicher, ja geradezu absurd gehalten.

Daran sieht man aber, daß das Leben stets Überraschungen in petto hat und Scheuklappendenken keineswegs sinnvoll ist.

Was der Österreicher Peter Legat (Gui.) und hauptsächlich Sängerin Kelli Sae hier präsentieren, hat zudem auch unglaublich viel Seele - also den Soul gewissermaßen gepachtet.
[zB]

 

 

die Crackers | “Sex & Gex & Rock & Roll - ihre 16 Hitz” (Ahorn Tonträger / Ja/Nein Musikverlag)

 

Lange bevor allseits beliebte Musikkabarettisten wie J.B.O. auf der Bildfläche erschienen und ehe die Rodgau Monotones zu Langweilern mutierten, beglückte eine Kapelle aus der Rentner- und Landeshauptstadt Wiesbaden landauf, landab das mitsingfreudige Volk mit so unterhaltsam-provokantem Liedgut wie "Klassenfahrt zum Titisee", "Pornokino", "Phonhaus" oder "Herr Kardinal, ham sie schon mal? ".

Musikalisch irgendwo zwischen Deep Purple und den Stones, textlich immer eine gehörige Portion Augenzwinkern parat und live um keinen Gag bzw. nie um Schlagfertigkeit verlegen, führte die "Happy Metal Band" zwischen 1981 und 1985 schon einen kleinen Triumphzug durch die Clubs, Hallen und Open-Airs im Südwesten Deutschlands; ihre Platten "BRDigung", "Kamikaz" oder "besser küssen" standen überall dort im heimischen Regal, wo man nicht gerade auf die abebbende Zeigefinger-Mentalität der deutschsprachigen Müsli-Rocker stand; und die NDW war als solches noch gar nicht definiert.

Ihre beliebtesten Nummern wurden Jahre später auf diesem Album vereint.
[zB]

 

 

Elli | “Moving On” (Seven Days Music / Sony BMG)

Eine Scheibe mit ungeheurem Drive, Groove und vor allem der immensen Röhre von Elli Erl. Entstanden unter der Ägide von Gary Baker und Anthony Little im fernen Alabama. Wird sie beim heimischen Durchschnittshörer die verdiente Aufmerksamkeit (und somit Kaufwille) hervorrufen? "Moving On" ist jedenfalls ein Tip für Kenner. Für Menschen, die der Beharrlichkeit und dem Mut mancher (inländischer) Künstler Tribut zollen, sich vom hiesigen Einheitsbrei abzuheben. Aber vor allem rockt sie!
Weiter so, Elli & Co.
[zB]


Rik Emmet | diverse (Duke Street Rec. / MCA)

 

Der ehemalige Triumph-Sänger auf Solo-Pfaden. Zwischen 1990 und 1995 nahm Emmet die drei wunderbaren Alben "Absolutely", "Ipso Facto" und "The Spiral Notebook" auf, die musikalisch einerseits sehr anspruchsvoll sind und zum anderen mit absolut radiotauglichen Nummern wie bspw. der Hammerballade "When A Heart Breaks" (aus "Absolutely") aufwarten.

Ob die Alben nur in Kanada und Amiland, oder auch in Europa veröffentlicht wurden, entzieht sich gegenwärtig meiner Kenntnis - probieren geht aber bekanntlich über studieren. Also den CD-Dealer Ihres Vertrauens konsultieren oder das www bemühen.
[zB]

 

 

4 Your Soul | “4 Your Soul” (EMI Electrola)

Am "Monnemer Wanderprediger" (namentlich Xavier Naidoo) scheiden sich gerne die Geister: während die einen ihn uneingeschränkt verehren, halten es andere gerne mit dem berühmten Propheten, der im eigenen Lande nix zählt... Den Mittelweg beschreiten nur wenige.

Unbestritten ist Mannheims Sohn Nummer Eins allerdings ein fleißiger Bursche, der neben seiner Sologeschichte und den "Söhnen" auch immer wieder gerne bei anderen Projekten mitmischt. Ob es nun "Zeichen der Zeit" sind, bei denen er mitsingt oder das wunderbare German-Allstar-Projekt "Selma - In Sehnsucht eingehüllt", bei dem er im Reigen mit Volkan Baydar (Orange Blue), Stefanie Kloß (Silbermond), Hartmut Engler (PUR), Thomas D. (Fanta 4), Reinhard Mey, Joy Denalane, Yvonne Catterfeld, Sarah Connor, Ute Lemper, Jasmin Tabatabai, Inga Humpe und dem World Quintet ein Gedichtband der im KZ verstorbenen Selma Meerbaum-Eisinger zu Musik werden ließ. Oder eben jenem 4 Your Soul-Schmankerl, auf dem er 2001 u.a. gemeinsame Sache mit Edo Zanki, Tommy Baldu (ex-Six Was Nine), Joo Kraus, Vonda Shepard bzw. Luciano macht und auf welchem sich die Truppe einiger Klassiker von Eric Clapton über Kansas bis hin zu Paul Simon bzw. James Taylor ebenso annimmt wie auch eigene Songs verfaßte, die -nomen est omen- sehr viel Seele besitzen.
[zB]


Grobschnitt | “Rockpommel’s Land” (Metronome)

 

Gerade mal vier Stücke befinden sich auf diesem Album, und wer nicht im Nachhinein in den Besitz der CD-Version gelangte, mußte heute noch notgedrungen inmitten des Hörgenusses sein Vinyl wenden.

Tja, liebe Jungleser, Konzeptalben, Stücke mit einer Spielzeit von 10-20 Minuten sowie Rhythmus- und Tempiwechsel waren anno dunnemols nicht das Privileg von britischen Bands wie Genesis, bzw. deren späteren Epigonen namens Marillion, Pendragon oder Dream Theater und wie sie alle heißen.

Nein, in den Siebzigern gab es auch Bands aus Deutschland, die zunächst englischsprachig, späterhin sogar auf deutsch sogenannten Art-Rock machten; allen voran Grobschnitt und dieses 1977 entstandene Werk.

Und erfolgreich waren sie ebenfalls, denn ausverkaufte Hallen waren keine Seltenheit. Da konnten es sich Grobschnitt auch getrost erlauben, partout nicht in Bayern aufzutreten, alldieweil ihnen das politische Treiben im Freistaat zuwider war.
[zB]

 

 

Groove Guerrilla | “One Man Show” (BATB / Sony BMG)

Das Rhein-Neckar-Delta ist nicht erst seit Xavier Naidoo, den gleichnamigen Söhnen aus Mannheim oder durch die dortige Pop-Akademie zum Inbegriff bzw. zur "Brutstätte" der deutschen Musikszene geworden. The Busters residieren ebenso in der Gegend um Mannheim, Karlsruhe, Heidelberg wie die Musiker der Grönemeyer-Band, die legendäre Joy Fleming, Pink Cream 69, Laith Al-Deen, Julia Neigel, Rolf Stahlhofen,  Silke Hauck oder Edo Zanki; Schauspieler und Musiker Uwe Ochsenknecht stammt beispielsweise aus Mannheim. Vor diesem Hintergrund ist es gar nicht so außergewöhnlich, wenn sich im Sog dieser Etablierten auch jede Menge "Newcomer" nach oben schwingen, denen die Musikindustrie nunmehr vermeintlich höhere Aufmerksamkeit zu Teil werden lassen scheint wie beispielsweise Königwerq oder The Flames. Gerechterweise, möchte man sagen. Denn immerhin sind diese Musiker schon ein paar Tage im Geschäft und hätten eine gewisse Popularität längst verdient. In diesen Reigen nahtlos einfügen, darf sich getrost auch die Groove Guerrilla, die zu DEN Entdeckungen beim "SWR3 New Pop Festival 2004" gehörte und deren Single "Miss Thing" hernach bundesweit in die Rotation der Radiostationen ging. Bescheiden und bedächtig, wie sie nun mal sind, ließen sie sich fast ein Jahr Zeit, um nun ein Studio-Album zu produzieren, das ihren allseits umjubelten Live-Shows in nichts nachsteht (es wird ihnen wahrlich zurecht nachgesagt, sie könnten vermutlich in aller Herrgottsfrühe vor einem Metal-Publikum auftreten und gängen nicht unter!). Bei der Abmischung behilflich waren im übrigen keine geringeren als Markus Born (Söhne Mannheims, Velvet, Rolf Stahlhofen...), Ralf Meier (Fanta 4) und Tom Krüger (Freundeskreis).

Sollte man die Musik der GG-Crew partout in eine Schublade stecken wollen, dann müßte diese wohl großräumig sein. Nu Soul trifft auf R&B-Sounds, die sich gerne auch mal in die Nähe von HipHop-Grooves bewegen und immer eine gehörige Portion Funk besitzen. Und über allem -ohne jetzt jemanden aus der Band hervorheben zu wollen, da alle Bandmitglieder ihr Handwerk verstehen!- thront indes die Stimme von Nicole Hadfield, die ursprünglich aus Swaziland (Südafrika) stammt und ihrer Heimat mit dem Song "Swazinities" auch eine kleine Reminiszenz erwiesen hat; eine unglaublich schöne, teils nachdenklich stimmende Liebeserklärung. Ähnlich gefühlvoll und einem fesselnd übrigens auch die Schlußnummer "Blinded Love" (wobei mich der darin anschließende Hiddentrack jetzt nicht soooo umhaut, obschon er die stimmliche Qualität und die damit verbundene Leidenschaft von "Naughty Nikki" abermals auf imposante Weise zum Ausdruck bringt). Tja, und wer die Ehre hatte wie ich, diese überaus sympathische Truppe schon mehrfach live zu erleben, der freut sich natürlich auch auf das oben erwähnte "Miss Thing" ebenso wie auf "My Philosophy" und natürlich den genialen Opening- und Titel-Track "One Man Show”. Wobei es, wie gesagt, weder eine One Man-, noch eine One Woman-Show ist. Sondern das gemeinschaftlich erworbene "Sehr gut” eines außergewöhnlichen Leistungskurses namens Groove Guerrilla.
[zB]


Beth Hart | “Screamin‘ For My Supper” (Atlantic / WEA)


Mit Fug und Recht behaupten viele, sie sei die Reinkarnation von Janis Joplin. Oder wenigstens ihre legitime Nachfolgerin. Meiner bescheidenen Meinung nach ähnelt sie jedoch mehr einer Edie Brickell und hat zuweilen was von einer Anastacia. Und wenn man wollte, könnte man meinetwegen noch Alannah Myles oder Melissa Etheridge als Parallele ins Felde führen...

Wozu aber? Vergleiche hinken letztlich immer. Dienen allenfalls als Groborientierung - und das ist auch gut so. Beth Hart schwitzt, rockt, röhrt und zugleich rührt, umgarnt, betört sie einem förmlich. Da ist es unerheblich, ob im Hintergrund lediglich ein rollendes Piano, countryeske Fiddle- und Akkordeonklänge oder ein rotzendes Gitarrenbrett zu vernehmen sind. Leidet sie, leidet man mit. Ist sie euphorisch, zieht sie einem in ihren Bann. "Unterhält" sie, hört man ihr unweigerlich aufmerksam zu. Authentizität heißt das Schlagwort. Und diese genießt Beth Hart wahrhaftig.

Womit wir wieder -Achtung! Ringschluß- bei Janis Joplin wären...
[zB]


Carole King | “Tapestry” (Epic / Sony)

 

Hach ja, da werden früheste Erinnerungen wach. War dies doch die erste LP (vom "Räuber Hotzenplotz" mal abgesehen), die mir mein Erzeugerpärchen vermachte; eher unfreiwillig, versteht sich. Da stahl ich mich nämlich oft und gerne an Daddys Plattenschrank, holte vorsichtig diese Langrille raus und legte sie ebenso behutsam auf den Spieler, ehe dann diese wundervolle Stimme sowie das fabelhaft-einfühlsame Gitarrenspiel von James Taylor erklangen, was einem förmlich in die Knie zwang (oder wenigstens zum gemütlichen Abhängen auf der Couch). Anbetenswert war das damals und hingebungsvoll lausche ich auch heute noch.

Und obwohl "Tapestry" vor ein paar Jahren in digitaler Form erschien, so gehört dieses Album zweifelsfrei zu jenen Hörgenüssen, die erst durch das dezente Knacken im Hintergrund voll zur Geltung kommen, welches einem nur das gute alte Vinyl offenbart.
[zB]

 

 

Claudia Koreck | “Fliang” (Lawine / Sony BMG)

Als "Bleichgesicht" den Soul derart zu verkörpern wie die 21-jährige Claudia Koreck und ein Timbre in der Stimme zu haben, das internationale Vergleiche nicht im geringsten zu scheuen braucht, ist ohnehin selten genug. Dazu aber noch ein Album in bayrischer Mundart aufzunehmen, das bereits in der ersten Verkaufswoche von 0 auf Platz 15 der MediaControl-Charts einsteigt, verdient äußerste Hochachtung.
[zB]


Life After Death | “Life After Death” (Rising Sun Productions / Semaphore)

 

Der Schein trügt: so "bööööse" der Name auch klingen mag, die Mucke erinnert dann doch eher an die guten alten Thin Lizzy.

Doppelgitarrenläufe, die leicht kehlige Rockstimme von John Bush (den übrigens Metallica mehrfach anwerben wollten), ein solides Rhythmusgespann und die einfache, aber zugleich geniale Melodieführung ließen diesen legitimen Nachfolger der leider ebenfalls kaum von Erfolg gekrönten Armored Saint bedauerlicherweise nur kurz und mit diesem einen Album von 1995 am Hardrock-Himmel erblitzen. Daran konnte leider auch die Tatsache nichts ändern, daß Roy Z. (Bruce Dickinson, Tribe Of Gypsies u.a.) für die Produktion verantwortlich zeichnete.
[zB]

 

 

The Mannheim Uroband | “Goldfinger” + “Autsch!” (May Records)

 

"Sache‘ gäbt’s, die gäbt’s gar net...! ", urteilt der Volksmund, wenn man ihn mit diesen Schreiben konfrontiert. Stefan Raab zum Beispiel nannte die 5 waschechten Mediziner als "Finger im Darm der deutschen Musikkultur" und Herbert Feuerstein attestierte "Endlich Musiker, die von Tuten und Blasen wenigstens zu 50% Ahnung haben! "

Ob als Schlager-Tralala, ob Hip-Hop, ob Techno-Beatz, lateinamerikanische Rhythmen oder die unerbittliche Rockkante - die Urologen verballhornen schonungslos so ziemlich alles, was ihnen ihr im Berufsalltag unterkommt: "Privatpatient", "Spirale", "Big Balls", "Ausfluß" oder den "Zivi im OP", denn "Dann fließt Blut".

Und obschon die Herren Doktoren nicht bloß am OP-, sondern auch am musikalischen Instrumentarium nichts anbrennen lassen, ließen sie sich während der Aufnahmen von namhaften Musikerkollegen aus dem Rhein-Main-Gebiet wie Alex Auer (ex-Shyboy), Mikki Byron (ex-SNAP, The Stroke u.a.), Ray Lewin (The Stroke), Christian Schimanski (ex-Hobo) oder Stephan Zobeley (Herbert Grönemeyer) unterstützen, was der ganzen Angelegenheit letztlich noch einen stilistisch ausgewogeneren Touch einverleibte.

Spaßig und unterhaltsam jedenfalls - nicht bloß beim Ärzteball...
[zB]

 

 

Man Doki | “People In Room No. 8” (Polygram / Polystar)

 

Wie viele Male es der ehemalige Dschingis Khan-Mann Leslie Mandoki zwischenzeitlich fertig brachte, das Who-is-who der internationalen Musikbühnen im Studio zu vereinen, ist mir leider nicht gegenwärtig.

Aber für das, was diese Allstar-Band alleine auf diesem Album von 1997 zuwege brachte, ist dies letzten Endes wohl auch unerheblich. Vor allem, wenn man bedenkt, wie schnell hierzulande ja beim Anblick mancher Namen, sogleich Schubladen geöffnet und oft mit Abfälligkeit, Hohn und Spott oder andererseits gleichsam mit völlig überzogener Lobhudelei reagiert wird. Umso schöner, daß sich hier Namen vereinen, die man niemals bei gemeinsamen Projekten vermutet hätte, wie u.a. Ian Anderson (Fleetwood Mac), David Clayton-Thomas (Blood Sweat & Tears), Bobby Kimball (Toto), Chaka Khan, Joshua Kadison, Nik Kershaw, Peter Maffay, Al di Meola, Steve Lukather (Toto u.a.), Mike Stern, Victor Bailey, Bill Evans.
[zB]

 

 

Shyboy | “Best Of Wild Thing” (DSB / Ideal)

 

Gemeinhin gelten Living Colour oder Scäm Luiz als Pioniere dessen, woraus später der Crossover wurde. Also jenes heftigen Rocks, der mit noch heftigerem Funk gewürzt wurde.

Aber ganz abgesehen davon, daß Mother’s Finest wohl noch eine Ecke eher mit jener Stilrichtung hantierten, gab es auch im Rhein-Neckar-Delta drei Herrschaften, die Anfang der Neunziger mit einem Album aufwarteten, welches der hoch geschätzte Journalisten-Kollege Mike Seifert schlichtweg mit "Der zu Ton gewordene Fick!" rezensierte. Volltreffer!

Denn was Alex Auer (Voc. & Gui.), Hans Mappes (Baß) und Maik Hahn (Drums) hier über eine Gesamtspielzeit von 62 Minuten abliefern, ist auch nach über 10 Jahren noch ein Segen für die Ohren und eine unvergleichliche Bereicherung einer jeden Plattensammlung.
[zB]

 

 

Snailshouse | “Live aus Saarbrücken” (S4-music / Eigenvertrieb)

Unverbesserlicherweise gibt es ja notorische Schlechtredner, die der Westpfälzer Band Snailshouse standhaft attestieren, deren Konzerte seien ein Tummelplatz für Spangenträger und sonstig Pubertierende. Neid? Mißgunst? Oder vielleicht doch bloß Unwissen (weil noch nie wirklich auf nem Gig von den Jungs gewesen)?

Jedenfalls brauchen sich die "Schneckenhäusler" ihrer Gefolgschaft beileibe nicht zu schämen. Immerhin zieht die Band nach wie vor scharenweise Leute zu Konzerten - weg aus den Zappelhallen, runter von der Couch und "rekrutiert" aus ALLEN Altersschichten. "Unterwegs im Namen unverfälschter Live-Mucke!" sozusagen. Das muß ihnen erst mal einer dieser Nörgler nachmachen!!!

Ein weiteres Indiz für die zweifellos vorhandene "Erwachsenenkompatibilität" von Snailshouse ist deren im April 2005 veröffentlichte Langrille "Live aus Saarbrücken". Ein über einstündiges Ton-, ja gewissermaßen Zeitabschnittsdokument der Schaffensphasen des quirligen und umtriebigen Quartetts. Roh und ohne Nachbearbeitung mitgeschnitten bei einer "Stromlos-Session", gemeinsam mit lieben Freunden und musikalischen Gästen an Stimme (Marek Cwiertnia), Geige (Elisabeth Pütz), Percussion (Bene Neuner) bzw. Saxophon (Kiki Schumacher) bei einem Sondergastspiel, ausgerichtet vom Saarländischen Rundfunk in der "Bel étage" der Saarbrücker Spielbank. Und der Clou: Beabsichtigt war die Aufnahme zum Zwecke einer CD-Veröffentlichung eigentlich nicht. Was jedoch keineswegs ein Nachteil war, wie sich hinterher herausstellte. Denn umso freier und frischer klingt das Endprodukt und die Titelauswahl zeigt, wie erwähnt, einen wunderbaren Querschnitt der zehnjährigen Bandgeschichte. Da hagelt es im Text des Openers "Irgendwo im Radio" Reminiszenz an all jene Künstler und Songautoren, deren Stücke die Welt zwar kennt, deren Gesicht einem aber zumeist verborgen bleibt. Und natürlich besinnen sich Snailshouse mit ihrer Version des Laith Al-Deen-Hits "Bilder von Dir" einerseits auf ihrer Coververgangenheit, verbeugen sich aber zugleich vor einem Kollegen, der wie sie lange und hart für den Erfolg gearbeitet hat und dennoch sehr natürlich und "volksnah" geblieben ist. Bunt gemischt dann der Rest der CD: Neben Altbekanntem wie "Sonne und Mond" und "So wie der Wind" eben auch neue Stücke, wie die spitzbübische Verehrung einer gewissen "Lila".

Doch genug der Worte: Während andere gerne von Authentizität und Ausgewogenheit sprechen - Günni Stöckel, Timo Holstein, Peter Klein & Andy Klein setzen dies einfach in die Tat um. Zum Beispiel auf diesem überaus empfehlenswerten Album, das für schlappe 12,- Ömmes erhältlich ist (Snailshouse.de).

Kein Wunder also, daß Snailshouse 2005 auch noch im Hinblick auf ihre Livepräsenz mit der einen oder anderen "Überraschung" aufwarten werden. Fix sind nämlich jetzt schon gemeinsame Konzerte mit Silbermond (21.05.), Chris Norman (28.05.), Juli (11.06.), Kate Hall, Christina Stürmer, The BossHoss, Tokio Hotel u.a. am 22.07. bzw. mit Yvonne Catterfeld am 13.08. Da sag noch mal einer was von wegen... Aber lassen wir das.
[zB]


Rolf Stahlhofen | “Zeit was zu ändern” (SPV Recordings / spv)

 

R.S. - ehemals Landauer ”Bub”, der auszog, um Musik zu leben. Nach Stationen wie Mannem Soul oder Partners In Crime, feierte er zusammen mit Edo Zanki (”Gib mir Musik”) erste Erfolge, wurde an der Seite von Xavier Naidoo ein Sohn Mannheims und schrieb für andere (z.B. für Snailshouse ”Sonne und Mond” oder Marlon ”Lieber Gott”).

Jetzt legt er ein wunderschönes Album vor, das auf eindrucksvolle Art und Weise Stimmungen, Höhen und Tiefen eines bewegten (Musiker-)Lebens widerspiegelt. Ganz unprätentiös, völlig ohne platte ”street credibility” bzw. sonstigem Möchtegern-Rock’N’Roll-Schmonz oder gar besserwisserischer Betroffenheitslyrik. Erwachsen irgendwie. Dennoch innerlich ”Kind” bleibend und -nomen est omen- auch mal leicht trotzig-wütend aufstampfend und den Wunsch nach Besserung hegend.

Gut gemacht, Rolf. Weiter so!

[zB]


T-Ride | “T-Ride” (Hollywood Rec. / Sony Music Entertainment)

 

Als der Rummel um Dream Theater, DAS Aushängeschild des härteren Prog.-Rock, gerade noch in den Kinderschuhen steckte, produzierte das Trio aus der Bay-Area bereits 1991 dieses vor lauter Musikalität gepaart mit unglaublicher Melodiösität und einer enormen Kraft strotzende Album.

Und keiner aus unserem illustren Bekanntenkreis hätte je gemutmaßt, daß dieses Stück "Edel-Metall" schneller wieder in der Versenkung verschwinden würde, als es in den CD-Regalen erschienen war. Danach noch an ein Exemplar dieser Scheibe zu gelangen glich wahrlich einem Kraftakt und auswegloser Bemühungen - wo man auch nachfragte, keiner konnte einem brauchbare Informationen liefern.

Und so war mein Tag mehr als gerettet, als ich auf einer Plattenbörse zwischen all den schwachsinnigen und drittklassigen Schlageraffen per Zufall dieses in tadellosem Zustand befindliche Silber-Rund raus angelte, und der Verkäufer (in Nichtkenntnis, welches Juwel er da besaß) lächerliche 1,50 DM verlangte.
[zB]


Wet Desert | “Kiss The Past Goodbye” (Eigenproduktion / Eigenvertrieb)

Als mir der geschätzte Kollege Timo Holstein dereinst anbot, die Konzertproduktion für eine Band zu übernehmen, die ihre Musik mit "calculated noise" umschrieb, hatte ich ernsthafte Befürchtungen, es hier mit einem Haufen völlig durchgeknallter "Schraddler" zu tun zu bekommen. Ich wurde eines Besseren belehrt!

Seinerzeit war der Begriff "Power-Pop mit Geige" noch nicht kreiert, aber Wet Desert überraschten mich auf äußerst angenehme Weise exakt mit dieser Art von Musik. Einem Stilmix, der eine gewisse Verwandtschaft zu Runrig nicht leugnen kann, zumal er eben diese irischen Reels besitzt. Multiinstrumentalist Benji Rusch, den die Band bei jenem Konzert im August 2000 verabschiedete, und vor allem das markante Geigenspiel von Ralf Huba, der bei ausnahmslos jedem Konzert zum nimmersatten Wirbelwind mutiert, der lauf- und teils kletterfreudig den kompletten Konzertsaal für sich beansprucht (Bühnen sind ihm scheint’s zu klein), waren und sind prägend für den Sound der Kaiserslautrer Band. Nicht zu vergessen Sascha Kleinophorst, dessen glasklare und kraftvolle Stimme wohl als weiteres Markenzeichen Wet Deserts gewertet werden darf; ganz abgesehen davon, daß er zu den wenigen Frontleuten gehört, die es gekonnt verstehen, ihr Publikum nicht mittels billiger Anmachsprüche oder eingeübter Standartanimation mitzureißen, sondern statt dessen stets mit kleinen Anekdoten, Schlagfertigkeit und sehr viel Witz und Sympathie aufwarten.
Tja, und wenn -wie im vorliegenden Falle von "Kiss The Past Goodbye"- ein Schlagzeuger (namentlich Tobias Herrmann) maßgebend am Songwriting beteiligt ist, dann dürfte wohl klar sein, wie groovelastig die ganze Angelegenheit ausfällt.
Soweit zu den "Ur-Wüstlern". Denn man sollte und darf nicht verhehlen, daß die "Neuzugänge" Markus Pfeffer (Gitarren), Thorsten Schuhmacher (Keyboards) und Peter Fischer (Baß) ein gewichtig Tönchen mitzuspielen haben, wenn es um den "2006er Sound" der Band geht. Vor allen Dingen deshalb, weil trotz eingeflochtener Frische, der ursprüngliche Spirit Wet Deserts erhalten geblieben ist. Worauf ganz offenkundig auch der Mann an den Reglern, Stefan Glass, sehr viel Wert gelegt zu haben scheint, verpaßte er dem Album doch eine klangliche Transparenz und Ausgewogenheit, die einem geradewegs dazu inspiriert, der Gebrauchsanleitung im Booklet unwidersprochen Folge zu leisten: "CD einlegen, Verstärker aufdrehen, Play-Button mit Repeat-Funktion (!!! - Anm. d. Autors) betätigen. Augen schließen, Ohren aufsperren und genießen."
Gerne doch!
Aber zuvor die CD bestellen auf WetDesert.de
[zB]


Robbie Williams | “Rudebox” (Chrysalis / EMI)

Bisher galt er als Garant für Dauerairplay, Chartbreaker, fulminante Stadionhymnen, reihenweise ohnmächtige Verehrerinnen bzw. neidvolle Blicke aus Reihen der Herrenwelt.

Doch bereits am Vorgängeralbum "Intensive Care" schieden sich die Geister, als Herr Williams nicht mehr pflichtgemäß sein kommerzielles Soll erfüllte, sondern zur musikalischen Kür ausholte. Getrennt von seinem einstigen "Macher" Guy Chambers, widmete er sich nunmehr jener Art von Songwriting, die ihm wohl schon seit längerem auf der (Musiker)seele brannte. Konsequent führt er dieses Ansinnen nun auf "Rudebox" fort, und kassiert -wie sollte es hierzulande auch anders sein- mächtig Prügel seitens der scheuklappenblinden Presserezensenten.

Hätten die aber wiederum ihre Hausaufgaben richtig gemacht, und sich beispielsweise mal Robbies Biographie zu Gemüte geführt, wüßten sie, daß dieser Knabe schon lange in einem Zwiespalt lebt, der ihn zwar einerseits nach Erfolg und Massenkompatibilität streben läßt, aber er dies andererseits als eine große Last empfindet. Und sie hätten zudem erfahren, daß ein Robbie Williams musikalisch alles andere sein will als ein Einheitsbreifabrikant der stets auf "Nummer sicher" geht - schon gar nicht unter den Fittichen eines Guy Chambers (dessen Leistungen -das sei hier betont!- überaus anerkennenswert sind. Man höre bei Gelegenheit nur mal in das Album "Irish Son" von ex-Westlife-Sänger Brian McFadden).

Lange Rede, kurzer Sinn: Robbie Williams hat sich mit "Rudebox" auf Schienen begeben, das ihm seine Kritiker als Vorbereitung fürs Abstellgleis prophezeien mögen und das womöglich dazu führen wird, daß ihm viele "Fans" irritiert den Rücken kehren werden.

Wahre Musikliebhaber werden auf "Rudebox" andererseits feststellen, daß dieser Bursche weit mehr in petto hat als bisher vielleicht angenommen. Natürlich ist diese Scheibe keine "leichte Kost", die auf Anhieb ins Ohr und/oder Tanzbein geht und es in Sachen Mitsingerei relativ beschwerlich macht. Aber wozu das? Es gibt doch inzwischen wieder Take That. Sollen die das doch übernehmen...

Und zudem: Unberechenbar war RW schon immer. Also dürfen wir weiterhin gespannt sein, womit er uns in naher (oder auch ferner) Zukunft beglücken wird. Der nächste vermeintliche Coup (man munkelt eine musikalische Liaison mit Abba) scheint ja schon in den Startlöchern zu stehen...
[zB]

 

 

Stand: Januar 2012